Schottland 2012 © Copyright 2017 Wir sind schon fünf Tage in Edinburgh bis unser letztes Gepäck am Flughafen angekommen ist. Fünf von uns Acht haben ihre Instrumente  dabei. Wir haben viel von der schottischen Hauptstadt gesehen und sind froh, endlich wie geplant in den Norden aufbrechen zu können.  Über Glasgow geht unser Zug nach Fort William. Als wir am Abend ankommen, treffen wir kaum auf Menschen und es ist sehr still. Vorbei  an einem großen Supermarkt geht der Marsch hinaus zu unserem ersten Ziel: Ben Nevis. Es ist mit 1343m Großbritanniens größte  Erhebung, ein größerer Hügel. In einem Birkenhain zu seinen Füßen schlagen wir die Kothe auf. Schnell haben wir am nächsten Tag den  Gipfel bestiegen. Die Aussicht lässt sich nicht so sehr genießen, denn es gibt hier viele Touristen, die den Weg regelrecht laufen, ohne links  und rechts zu sehen. Wandern und Bergsteigen wird hier anscheinend anders verstanden, für uns sehr befremdlich. Auch die  Angewohnheit, einfach von allem und jedem ohne zu Fragen ein Foto zu machen, empfinden wir als sehr anstrengend. Lange bleiben wir  nicht am Gipfel und haben schnell genug von diesem überrannten Ort.  Auf unserem Weg nach Norden kommen wir in den nächsten Tagen durch den Cairngorms-Nationalpark bis nach Inverness. Wir haben  schlechtes Wetter erwischt, es regnet durchgehend und als besonders trampfreundlich entpuppt sich diese Gegend auch nicht. Die meisten  reisen hier in Gruppen oder kommen vom Bauhaus und haben das Auto bis zum Dach vollgeschlichtet. Ein Deutscher hält, da er uns als  Wandervögel erkennt, aber mit nimmt er uns nicht. In Inverness angekommen, waschen wir unsere Kleidung und kaufen Vorräte nach.  Von dort führt unser Weg nach Süden und das Wetter lockert auf. Inmitten der Wildnis treffen wir auf einen älteren Rocker mit Vollbart. Er  hat früher in einer Band gespielt und hatte auch Auftritte in Österreich. Jetzt ist er ausgestiegen, steht im Blaumann mit seiner Frau hier  mitten in der Wildnis und baut ein Haus. Sie haben Hühner und wollen hier eine Schank für Wanderer eröffnen. Nach einem Gespräch und  einem Kakao für jeden geht es weiter. Wir übernachten an einem Druidenfelsen und stehen am nächsten Tag am Ufer des Loch Ness. Dort  nutzen wir die Gelegenheit und waschen uns, einer der Pimpfe wird hier mit seinem Fahrtennamen getauft. Außer uns haben wir aber  keine Monster in dem kalten Wasser gefunden. In den nächsten Tagen gelangen wir an die Westküste. In Shiel Bridge besuchen wir ein Dorffest und einer unserer Burschen beteiligt sich  am Hill Race, den er gewonnen hätte, wenn er nicht gestürzt und mit dem Jeep in das nächste Krankenhaus gebracht worden wäre. Da  sich nach dem Röntgen aber herausstellt, dass er nichts Gröberes abbekommen hat, können wir am nächsten Tag schon unsere  Wanderung fortsetzen und bald darauf gelangen wir mit der Fähre auf die Isle of Skye.   Es ist eine wunderbare Landschaft, die wir sehr genießen. Wenn wir nicht immer in der Früh und am Abend von tausenden Midges  heimgesucht werden würden, lässt es sich hier schon eine Zeit aushalten. Aber auch untertags, als wir einmal eine große Himbeerstaude  am Weg ernten um den Kochtopf für die heutige Nachspeise zu füllen, vermummen sich einige, um nicht von den Schwärmen der  aufgescheuchten Mücken zerfressen zu werden. Am Abend ziehen wir die Kothe an einer stattlichen Buche hoch. Das machen wir nun  schon des Öfteren, da sich die Laubbäume hier einerseits mit ihren starken weiten Ästen anbieten und sie andererseits das Wasser aus  dem sehr nassen umliegenden Boden entziehen und tiefer bei den Wurzeln speichern. Somit liegen wir auch trocken.  Nach einer langen und harten Wanderung durch die unwegsame Wildnis, schlagen wir bei einer alten Ruine unweit des Meers unser Lager  auf. Im nahegelegenen Bach wird eine Badestelle eingerichtet und Wasser geholt. Wir erkunden den Kiesstrand und schmeißen uns in das  kalte aber klare Meer. Am nächsten Tage werden die Streitwieser Highland Games ausgetragen. Die Disziplinen sind angelehnt an die der  schottischen: Kothenstangenüberschlag (Tossing the caber), Steinweitwurf (Putting the stone) und am Ende Seilziehen, jeder gegen jeden.  Neben dem Sportlichen kommt aber auch Kulturelles und Kulinarisches nicht zu kurz und so werden literarische Beiträge der einzelnen, die  auf dieser Fahrt entstanden sind, vorgetragen und am Abend gibt es ein großes Feuer, festliches Essen und Gesang bis zu später Stund‘. Weiter unseres Wegs im äußersten Nordwesten der Insel findet sich kein kothenfähiges Holz mehr, hier gibt es nur noch Wiese. Unten am  Meer finden wir schließlich eine Höhle, die uns als Nachtquartier dient, sehr zum Ärger einer Robbe, der wir zuvorgekommen sind und die  nun vom Meer aus mit ihren Schreien heftig protestiert. Mit Schwemmholz entfachen wir ein Feuer und so wird uns noch einigermaßen  warm. Am Morgen sammeln wir im Meer Miesmuscheln, wie wir es schon in Norwegen gemacht haben, kochen sie und lassen uns die  Speise gut schmecken. Einige Tage später haben wir etwas außerhalb von Portree, dem größten Dorf der Insel, unser Lager aufgeschlagen. Von unserer Kothe  aus haben wir einen wunderbaren Blick über den Ort und die Bucht und können so einer Regatta zusehen. Das Dorf haben wir schnell  besichtigt, sein kleiner Hafen gefällt uns am besten. Nachdem wir einem Dudelsackwettbewerb in einer Kirche beigewohnt haben, sehen  wir sogar noch die landesweit letzten Highland Games dieses Jahres, die auf dem „Lump“, dem Hügel über dem Hafen, ausgetragen  werden. Sie dauern den ganzen Tag und alle Bewerbe finden zeitgleich statt: während hier ein junger Schotte auf seinem Dudelsack spielt,  finden gleich daneben Weitsprung und Hammerweitwurf statt, junge Paare tanzen komplizierte Abfolgen auf einer Bühne und um den  gesamten Platz findet ein Wettlauf statt.  Nach der vierten Woche hat sich nun endlich in ganz Schottland die Sonne durchgesetzt und wir als Mannschaft haben uns gut eingelebt,  aber unsere Zeit hier geht zu Ende. Zurück in Edinburgh angekommen, geben wir noch die letzten Pfund für Haggis aus, das schottische  Nationalgericht, freuen uns aber nach einem Monat täglich zweimal Toastbrot wieder sehr auf die österreichische Küche. Gearhals